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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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1. Oktoberheft
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Kunstauktionen / Aus der Museumswelt / Kunstausstellungen / Dresden und seine Kunst / Vom Skandinavischen Museumsverband / Aus dem Pariser Kunstleben / Eine künstlerische Weltfriedensbriefmarke / Eine Dienststelle für Kunstschrift / Zur Münzkunde des Weltkrieges / Neuerscheinungen des Büchermarktes
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0065

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Im Septemberheft der im Groteschen Verlag erscheinenden
Amtlichen Berichte aus den Preußischen Kunstsammlungen
schreibt K. Zoege von Manteuffel über die im Kupfer-
stichkabinett befindlichen Shakespeare-Illustrationen von Johann
Heinrich Ramberg, Kurt Regling beschäftigt sich mit den
„Herculestaten auf Münzen der Postumur“, Heinrich Schäfer
nochmals mit den frühesten Bildnissen König Amenophis IV.“

*

ln Kiel wurde die Stelle eines Direktors des
Landesmuseums ausgeschrieben, die nach dem Ab-
leben des verdienstvollen Direktor Brands frei geworden ist.
Das Kieler Museum verfügt über bedeutende Kunstschätze. Be-
sonders bemerkenswert ist sein Gehalt an alten Schnitzwerken
romanischer und gothischer Zeit und an einer Reihe von statt-
lichen Zimmereinrichtungen des alten Kiel.

*

Das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe
geht, wie uns berichtet wird, unter der neuen Leitung des Direk-
tors Prof. Sauerland einer völlig neuen inneren Umgestaltung
entgegen. Es wird sowohl eine Neuordnung der Sammlungen
als eine Restaurierung der alten, nicht gerade besonders glück-
lichen Räumlichkeiten vorgenommen werden. Prof. Sauerland hatte
die Sammlungen fast genau so vorgefunden, wie der unvergeßliche
Justus Brinckmann sie hinterlassen hat. Sein stellvertretender
Nachfolger, Prof. Dr. Stettiner, hat sich, um den Absichten
des späteren Direktors nicht vorzugreifen, lediglich auf den Aus-
bau der Ordnung der wertvollen Porzellansammlung und auf
die Einfügung der kostbaren Sammlung antiker Gefäße be-
schränkt.

*

Die Kunsthalle in Hamburg erwarb durch die Galerie
Goltz München ein großes Gemälde „Garten“ von Josef E b e r z ;
die Neue Galerie Darmstadt kaufte durch Goltz Eberz’ Bild
„Artisten“.

*

Dr. Rudolf Oldenbourg, der hervorragende Münchener
Kunsthistoriker, wurde zum etatsmäßigen Kustos an den bayerischen
Staatsgemäldesammlungen ernannt. Oldenbourg erhielt auch die
Dozentur für neuere Kunstgeschichte an der Technischen Hoch-
schule in München.

*

Das Museum der bildenden Kunst in Leipzig hat das Ge-
mälde „Simson und Delila“ von Max Liebermann erworben.

Kunifausffellungeru

Bectiru

Aus den Kunftfalons.

In der Galerie Ferdinand M o e 11 e r zeigt Erich W a s k e
die Ernte mehrjähriger Arbeit. 1913 malt er Paris. Über den
Jahren 1914 bis 1916 liegt das große Schweigen und erst 1917
geht er wieder seinen Kunstweg. Aber der Krieg scheint auch
ihn gehörig geschüttelt zu haben. Die graue Stimmung der Pariser
Straße und ihrer Hinterhäuser, die er mit impressionistischer Ab-
geklärtheit ä la Raffaeli fixiert, wird plötzlich zu einer furiosen
Farbenwellenbewegung, die auf Greco zurückgeht und in der
expressionistischen Methode von heute ihre Fortsetzung findet.

Es ist schwer zu sagen, ob er sich eines Tages wiederfinden
wird, denn wie er heute malt, das ist zumeist so etwas wie ein
Jonglieren. Aber man spürt, daß er ein Könner ist, und man hofft,
daß sich sein Temperament trotz dem einen und einzigen Rezept,
das sich die neue Künstlergeneration allzu willig verschreiben
läßt, vielleicht doch durchringen wird. So wie in seinen Pariser
Straßenbildern von 1913 Raffaelis Einfluß unverkennbar scheint,
so wie in dem Bilde „Auf der Seebrücke“ von 1917 noch Renoir
aufblitzt — das Porträt der sitzenden Dame ist da von sehr
erfrischenden Farbenklängen — so tritt in den „Fischerbooten“
von 1918 und in der „Rheinlandschaft“ die expressionistische
Schablone knallig hervor. In der „Inbrunst“ von 1918 und in der

„Umarmung“ ist die seelische Verzückung mit künstlerischer
Triebkraft erfaßt, obzwar hier wieder die Technik gewollt wirkt.

Waske ist ein Maler des Lichts. Die „Abendsonne am Meer“
darf als eine der Äußerungen seines koloristischen Talents gelten.
Und auch die Studien zu der „Offenbarung“ haben diesen Vorzug.
Aber sein primitiver „Orient“ ist doch zu billige Malerei, indessen
die Gouachen „Der barmherzige Samariter“, die meiner Ansicht
nach stärkste Probe seiner interssanten Begabung geben.

Adolph Donath.

KunffausffeUungen im Rctcbß-
Jvtannbeim.

Aus Mannheim wird uns berichtet: Die Rückbringung
des berühmten Isenheimer Altars von München nach Colmar
lenkt die allgemeine Aufmerksamkeit auf den Schöpfer dieses er-
habenen Kunstwerks, auf den in der Geschichte in mystisches
Dunkel getauchten Zeitgenossen Dürers, Cranachs und Holbeins
d. Ä., auf Matthias Grünewald aus Aschaffenburg. Sein
Name erscheint nach dem dreißigjährigen Krieg so gut wie aus-
gelöscht. Geläufig ist er auch heute fast nur den Fachleuten, und
er verdiente es doch, mit den größten deutschen Meistern in einem
Atem genannt zu werden. Als Ausdruckskünstler steht Grünewald
unter den älteren Meistern unerreicht da, und die Leuchtkraft
seiner Farben macht ihn vor allen anderen kenntlich.

Dieses durch und durch garade darum so bald vergessenen
deutschen Künstlers hat sich jetzt die Mannheimer Kunsthalle
angenommen und eine Grünewald-Ausstellung eröffnet, in deren
Mittelpunkt Nachbildungen der Isenheimer Altargemälde stehen.
Die farbigen sowie photographischen Reproduktionen (von der
Firma R. Piper & Co., München) sind in bisher noch kaum er-
reichter Vollkommenheit geglückt und vermitteln wirklich einen
unvergeßlichen Eindruck von dem erhabenen Kunstwerk, das nur
als Ganzes gerühmt und verehrt werden kann, denn der geistige
Ausdruck der gewaltigen Schöpfung ist mindestens ebenso über-
wältigend wie der künstlerische. Außer den großen Nachbildungen
der Altargemälde ist noch eine Fülle von Detailaufnahmen aus-
gestellt und zur Einführung in die wenig bekannte Kunst Grüne-
walds eine Auswahl seiner besten, u. a. in Frankfurt, Karlsruhe
und Freiburg befindlichen Gemälde und Zeichnungen in gleichfalls
einwandfreien Reproduktionen. Alfred Maderno.

* *

*

In der Galerie Ferdinand Möller in Breslau wurde eine
Ausstellung zeitgenössischer Malerei veranstaltet. Man sieht
Werke von: v. Brockhusen, Domscheit, Feininger, Jaeckel, Meidner,
Pascin, Pechstein, Purrmann, Röhricht, Rösler, Schmidt-Rottluff.
— Ferner kam zur Ausstellung Barlachs Holzplastik „Die Frierende“
und im graphischen Kabinett eine Reihe von Lithographien Wolf
Röhrichts.

*

In der Modernen Galerie (Thannhauser) München
wurde eine Kollektion von Gemälden des Münchener Malers
Albert Henselmann ausgestellt. Die Barlach-Aus-
Stellung im Graphischen Kabinett wird geschlossen.

*

Wie verlautet, wird 1922 in Dresden eine Deutsch-
Österreichische Kunstgewerbe-Ausstellung
stattfinden.

*

In der Galerie Alfred Flechtheim in Düsseldorf stellt
Eberhard Viegener kollektiv aus.

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